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New year, new me?

2018. Wow. Ab jetzt wird alles anders. Du wirst das geilste Jahr meines Lebens, das sagt mir mein Gefühl. Jetzt leg ich richtig los. Du bist meine Chance. Ich werde ab jetzt jeden einzelnen Tag ein kleines Bauchmuskelworkout absolvieren, nasche ab sofort keine Süßigkeiten mehr und sehe von nun an alles nur noch positiv. Ich komme nur noch pünktlich, werde bloß noch tolerant und liebenswürdig sein - und überhaupt -

2018. Danke, dass Du endlich da bist. Ab jetzt bin ich ein total toller, neuer Mensch.

Das neue Jahr ist noch keine 48 Stunden alt und eigentlich regen mich schon wieder alle auf. Nach einer konsumgeilen Weihnachtszeit, die alle in einen wochenlangen Kaufrausch versetzt hat und kaum noch etwas mit den ursprünglichen Gedanken zu tun hatte, und schließlich in drei Tagen Völlerei endete, haben plötzlich alle ein schlechtes Gewissen. Und genauso, wie unsere Weihnachtsstimmung von Medien und Kommerz manipuliert und missbraucht wurde, so lassen wir es auch zu, dass wir dieses schlechte Gewissen irgendwie zum Schweigen bringen müssen, indem wir ab sofort alles besser machen. Wir wollen uns jetzt wieder gesund ernähren, am Besten kombiniert mit regelmäßiger sportlicher Aktivität, die wir seit Jahren vor uns her schieben. Eine gewisse Discounterkette hat seit wenigen Tagen Sportgeräte im Angebot, damit ich auch noch sparen kann, wenn ich mir jetzt alibimäßig Gewichte, ein Hüpfseil und eine Yogamatte kaufe, damit ich meine guten Vorsätze wenigstens in der Theorie und zumindest potentiell umsetzen könnte. - Wenn ich wollte.

Aber was soll das Ganze eigentlich? Wieso brauchen wir ein völlig frei gewähltes Datum, an dem man lediglich von zehn runter zählt und dann tonnenweise Raketen in den Himmel schießt, um unser Leben grundlegend umzukrempeln und, jedenfalls in unseren wildesten Träumen, plötzlich alles richtig zu machen? Wir alle wissen doch, dass all die grandiosen Vorsätze keine zehn Tage halten und die To do-Liste, wie alle anderen To do-Listen, noch bevor sie ganz abgearbeitet wurde, im Müll landen wird. Wieso also trotzdem so tun als ob?

Weil wir es können.

Und weil wir so wunderbar gut darin sind. Wir machen uns so gerne selbst was vor - und am Liebsten nebenher auch gleich der ganzen Welt. Wir tun gerne so, als ob wir unser Leben auf die Reihe kriegen. Alles läuft nach Plan. Und wir rennen hinterher. Während wir uns vergeblich einzureden versuchen, dass wir es immer noch unter Kontrolle haben. Wir lieben es, diesen Schein aufrecht zu erhalten, tun so, als würden wir alle, aber auch wirklich jeden Einzelnen da draußen, mögen und hätten generell eigentlich gar keine Beschwerden über nichts und niemanden.

Und, ganz ehrlich, ich finde das wirklich bemerkenswert. Diese Mühe, die alle auf sich nehmen. Diese Mengen an Energie, die hier sinnlos investiert werden. Wirklich beeindruckend. Und trotzdem habe ich mich entschieden, nicht zu dieser heuchelnden Mehrheit gehören zu wollen. Ich habe beschlossen, 2018 ohne einen einzigen guten Vorsatz zu beginnen. Zumindest nicht mit den Üblichen.

Ich will kein neuer Mensch sein und ich will auch nicht so tun, als ob. Während wir uns alljährlich verändern wollen und diese unerreichbare perfekte Fassade anstreben, wieso versuchen wir nicht mal so zu bleiben, wie wir sind? und zwar egal, ob gerade ein neues Jahr oder lediglich ein neuer Tag beginnt. Stehen wir doch mal zu dem Menschen, der wir sind. Mit all den wunderbaren, unverwechselbaren Makeln, die uns eben auch hin und wieder anecken lassen. Aber lasst uns doch zu unserem Charakter stehen, anstatt zu versuchen, ihn in irgendwelche Idealbilder hineinzudrängen. Wie wäre es, dieses Jahr mal damit anzufangen, auf ehrliche Weise uns selbst und unseren Werten treu zu bleiben, und nicht mehr zu versuchen, allen um uns herum zu gefallen.

Stay true.

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