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Aprilwetter

  • Autorenbild: ck
    ck
  • 27. Apr. 2017
  • 2 Min. Lesezeit

Dicke, weiße Flocken fallen langsam von der grauen Wolkendecke herab und landen auf den Frühlingsblumen. Der April scherzt mit der Welt und beweist mal wieder, wie unberechenbar er sein kann. Vom Küchenfenster aus beobachte ich, wie sich die vereinzelten Schneeflocken im Garten auf Tulpen, Primeln und Osterglocken niederlassen.

„Kaffeehausmusik“ erfüllt den gemütlichen Raum, und mich mit verträumter Melancholie, während ich mir einsam einen Cappuccino mache. Ich genieße diese nachdenkliche Art von Einsamkeit.

Gleichzeitig würde ich sie auch liebend gern mit jemandem teilen, wenn ich nur wüsste, wer mich und meine Art zu Denken in diesem Moment verstehen würde.

Denn meistens sind es doch Leute, die so etwas kaputtmachen, mit ihrer rücksichtslosen, unbedachten Art, weil sie keinen Sinn für das Besondere haben. Sie reden zu laut, um die Stille wahrzunehmen. Sie sind zu hastig, um diesen Moment zu bemerken. Sie erkennen nicht die Schönheit, die in einer solchen Ruhe und Zeitlosigkeit verborgen liegt. Können es vielleicht nicht.

Und so gestaltet es sich sehr schwierig, eine Person zu finden, derer Gesellschaft ich an einem solch seltenen Tag im April nicht überdrüssig wäre.

Die Flocken, die vorher noch wie Federn herab schwebten, sind fast versiegt. Es schneit kaum noch, aber jetzt erhellt plötzlich die Frühlingssonne, deren Strahlen sich den Weg durch die Wolken gebahnt haben, den Garten. Es ist wohl weder kalt noch warm. Irgendwas dazwischen. Es ist nicht mehr Winter, aber auch noch nicht ganz Sommer. Irgendwas dazwischen.

Es schneit wieder. Dieses undefinierbare Wetter und das diffuse Licht bewirken, dass ich hier ohne jegliches Zeitgefühl sitze und in meine Gedanken versunken bin. Wegen mir kann es ewig so bleiben. Es kommt mir sinnlos vor, diesen Moment enden zu lassen und mich, wie alle anderen vom Alltag stressen zu lassen. Wo doch alle so engstirnig in ihrer begrenzten Welt festsitzen, versuchen, alles zu beschleunigen, ohne zu merken, dass die Zeit ihre Geschwindigkeit nicht ändern lässt, sondern auf konstante Weise vergeht.

Welchen Sinn hat es also, zu rennen obwohl der Weg, den man geht, derselbe ist?

Die Sonne scheint wieder. Die Wolkendecke bricht langsam auf und lässt tiefes Blau am Himmel sichtbar werden. Mir wird klar, dass diese endlose Weite und die Sonne, die einem so viel Energie und gute Laune schenken, doch eigentlich die ganze Zeit da oben sind. Manchmal zu sehen, manchmal verborgen. Und so einfach, wie das Wetter durch ein paar Wolken getrübt werden kann, so schnell lässt man sich auch von negativen Ereignissen beeinflussen, ohne zu bemerken, dass da eigentlich unglaublich viel mehr Schönes ist, über das man sich freuen sollte.

Ist dieses Apriletter einfach nur ein Scherz, der mich zum Lächeln bringen sollte?

Die Karte habe ich am Anfang dieses verrückten Monats für meine beste Freundin gemacht, die kurz vor Vollendung ihres 19. Lebensjahres von der Erleuchtung heimgesucht wurde, dass brunch eine Wortschöpfung aus breakfast und lunch ist. Zum Geburtstag erhielt sie logischerweise einen Gutschein (diese Karte) für einen Brunch. Mir schien, dass die Farben irgendwie zu meinem obigen Schreibsel passen.

Alles Liebe.

 
 
 

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