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Vertrauen ist Gut

Ein hohes Gut. Oder ist Kontrolle besser?

 

Ich denke, ich bin ein ziemlich ehrlicher Mensch. Zumindest versuche ich, das zu sein. Ich brauche Leute um mich herum, die authentisch sind, denen ich vertrauen kann. Personen, denen ich die Wahrheit sagen kann und die mir die Wahrheit sagen. Wahrscheinlich gibt es kaum etwas Wichtigeres als dieses sichere Gefühl, jemandem vertrauen zu können.

Aber aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, dass es immer weniger Personen genauso geht wie mir. Man will nicht mehr die ganze Wahrheit hören, sondern nur den Teil davon, der den eigenen Vorstellungen entspricht. Gespräche bleiben möglichst oberflächlich, damit man weder zu viel von seinem Gegenüber weiß, noch zu viel von sich selbst preisgeben muss. Jeder bleibt sicher abgeschottet in seiner Blase, unantastbar, unangreifbar, unverletzbar. Und sobald man mal auf dieser bequemen Gesprächsebene eingespielt ist, wird es unglaublich schwierig wieder davon wegzukommen und ernstere, tiefgründigere, ehrlichere Konversationen zu führen.

Und dann merkt man plötzlich, dass mit der Tiefgründigkeit auch das Vertrauen verschwunden ist. Man erwähnt ja nur die Wahrheiten, die einem gerade passend erscheinen, beschreibt nur noch den Ausschnitt des großen Bildes, der einen in den schönsten Farben abbildet.

Was man davon hat? - Ich weiß es nicht. Mir tut es nur weh. Denn plötzlich fühle ich mich wie einem von diesen total oberflächlichen Liebesfilmchen, in denen es zu lauter sinnlosen Missverständnissen kommt, weil die entscheidenden Personen nicht ehrlich und deutlich miteinander reden, sondern über vier Ecken irgendwelche Gerüchte übereinander hören und alles verkompliziert wird. Diese Filme, die man gebannt anschaut und sich im entscheidenden Moment sogar so sehr über die Protagonisten aufregt, dass man laut ruft "Sag´doch einfach was!", weil sie es irgendwie hinkriegen, immer aneinander vorbei zu reden. Ich dachte immer, das sei total übertrieben - so, wie solche Filme eben sind.

Aber inzwischen merke ich, dass es mir ähnlich geht. Ich traue mich nicht mehr, die entscheidenden Gedanken auszusprechen, weiß nicht wem ich komplett vertrauen kann. Jeder scheint am Ende ja doch nur nach seinem eigenen Vorteil zu handeln. Also redet man mit den einen Personen über andere Personen, um herauszufinden, was im Kopf der dritten Person vorgeht. Objektiv gesehen eine subjektive, komplett blödsinnige Strategie, die unmöglich zu realitätsgetreuen Ergebnissen kommen kann.

Vertrauen, Loyalität. - Bedeutet das noch etwas?

Und, wenn ja. - Was?

Dieses Gefühl, sich jemandem vollkommen anvertrauen zu können, ohne Angst haben zu müssen, dass man für etwas verurteilt werden könnte. Diese Sicherheit und Gelassenheit, mit der man sich auf jemanden ohne Zweifel verlassen kann, ohne versuchen zu wollen, in seinen Augen irgendetwas Unausgesprochenes zu lesen. Haben wir diese Dinge gegen egoistischere Werte eingetauscht?

Und bin ich genauso? Bin ich auch in meiner egozentrischen kleinen Welt gefangen, in der nur noch das ausgesprochen wird, das mir einen Vorteil verschafft? Kreisen meine Gedanken und Taten auch nur um mein eigenes Glück, während ich mich nicht um andere schere?

Ich habe große Angst davor zu merken, dass es so ist. Aber um mich herum scheint sich kaum jemand solche Gedanken zu machen oder, wenn doch, sich daran zu stören.

Es muss doch unglaublich einsam machen, nur zu sich selbst ehrlich zu sein.

Man sollte Detektiv sein.

Das Outfit habe ich zumindest schon.

 

Stay true.

 

Die Fotos hat meine große Schwester Luisa von mir gemacht.

Unter https://www.arcart.eu veröffentlicht sie Fotos von beeindruckender Architektur.

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